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Wasserfallkar- und Schwellenspitze
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Einleitung
Das letzte Oktoberwochenende versprach noch einmal bestes Bergwetter: So packte ich kurz entschlossen meine sieben Sachen, um dieses zu nutzen, bevor der Winter sich in den Bergen wieder breit macht.

Frühjahr und Herbst sind optimale Jahreszeiten für Touren bis 2500 m Höhe und so entschied ich mich für mein Lieblingsgebiet, die Allgäuer Alpen, welches ich dieses Jahr nur zum Klettern im Bereich der Tannheimer Berge besucht hatte.
Nachdem ich letztes Jahr mit Micha auf der selten besuchten Sattelkarspitze war, stand nun noch die ähnlich einsame Schwellenspitze in der Hornbachkette an. Da sich die Tour sehr gut mit der verhältnismäßig leicht besteigbaren Wasserfallkarspitze kombinieren läßt, stand diese auch auf dem Programm.
Die Tour auf die Wasserfallkarspitze ist bereits in einem Bericht von Boris Stephan ausführlich beschrieben, weswegen ich die Beschreibung auf das Wesentliche zusammenfasse.
Lechtal in Wolken
Lechtal in Wolken
Wegverlauf in Google Earth
Bei dieser Tour hatte ich mein GPS im Gepäck und habe damit die Route als Track aufgezeichnet. Der genaue Wegverlauf ist unten in Google Earth sichtbar. Durch Verschieben der Karte und mittels der Zoomfunktion lassen sich mehr Details erkunden.

Download des Tracks als .gpx
(Rechtsklick und "Ziel speichern...")
Aufstieg ins Großkar
Lechtal in Wolken
Endlich im Sonnenschein..
Los geht's gegen 8.15 Uhr in Klimm. Im Lechtal hängen die Wolken und eigentlich möchte man bei diesem nebeligen Wetter nicht unbedingt los. Man folgt zunächst dem Wanderweg in Richtung Klimmspitze, der durch einen düsteren Wald führt. Nach einer Viertelstunde bin ich langsam warm gelaufen, als ich plötzlich wahrnehme, wie von hinten etwas auf mich zustürzt! Erschrocken drehe ich mich um und gehe instinktiv in eine Art Abwehrhaltung, als fünf Meter hinter mir ein nicht ganz kleiner Jagdhund zum Halten kommt. Es ist jedoch weit und breit niemand zu sehen und irgendwie sah der Hund auch etwas verwildert aus, weswegen ich ihn nicht unbedingt mit offenen Armen empfangen habe. Zu allem Überfluß meint dieser mir nun folgen zu müssen, nach 50 Höhenmetern gibt er jedoch auf, da er wohl merkt, daß ich kein Interesse an ihm habe. Möglicherweise wollte er ja nur spielen, aber da soll er sich mal lieber jemand anderes suchen.

Kurz nach diesem Schock erschrecken mich noch ein paar Schneehühner, nach einer Stunde erreiche ich aber auf ca. 1500 Meter Höhe bereits die Obergrenze der Wolkendecke und herrlichster Sonnenschein erwartet mich.
Auf die Wasserfallkarspitze
Nach einer ersten kurzen Rast geht es weiter Richtung Großkar, welches ich gegen 10.30 Uhr erreiche. Hier kann man das erste Ziel, die Wasserfallkarspitze, bereits sehr schön sehen. Jetzt verläßt man den Wanderweg und wandert weglos in zunächst westlicher, dann südwestlicher Richtung durch das Großkar. Teilweise trifft man auf Pfadspuren, prinzipiell braucht man aber nur auf den tiefsten Punkt des Südostrückens der Wasserfallkarspitze zuhalten (siehe Foto). Die Wand sieht von der Ferne zwar kaum durchsteigbar aus, hat man sich aber erstmal das Schotterfeld hochgequält, erkennt man eine gute, mit Steinmännern markierte Schrofenrinne (Einstieg bei GPS-Koordinaten 32 T 612633 5244360 UTM), über die man den Südostrücken erreicht. Am Ausstieg steht wiederum etwas abseits ein Steinmann, der einem später beim Abstieg das Finden der Rinne erleichtert (GPS-Koordinaten für Ausstieg 32 T 612576 5244320 UTM). Trotzdem sollte man sich die Umgebung ungefähr einprägen.
Blick vom Großkar auf die Wasserfallkarspitze
Erster Blick vom Großkar auf die Wasserfallkarspitze.
Vergrößerung des Durchstiegs auf den Südostrücken
Vergrößerte Darstellung des Durchstiegs auf den Südostrücken.
Gedanklich bin ich aber irgendwie schon mehr bei der Besteigung der Schwellenspitze. Es gibt hierzu die Möglichkeit, diese entweder direkt über den Grat von der Wasserfallkarspitze zu erreichen, oder eben kurz nach Erreichen des Südostgrats durch die Ostflanke der Wasserfallkarspitze zur Schwellenspitze zu queren. Deswegen halte ich mich ziemlich weit rechts, damit ich besser einschätzen kann, an welcher Stelle man die Querung am besten vornehmen kann. Allerdings ändert sich das Gelände der Ostflanke beim Anstieg kaum - es bleibt steil und brüchig. Aber dazu später mehr.
Blick Richtung Schwellenspitze.
Blick vom Südostrücken in Richtung Schwellenspitze - Bruch und Schotter so weit das Auge reicht.
Aussicht von der Wasserfallkarspitze
Aussicht von der Wasserfallkarspitze auf einen Großteil der Hornbachkette. Im Vordergrund die mächtige Urbeleskarspitze.
Eigentlich hatte ich vor, zunächst den Elfer und dann die Wasserfallkarspitze von Südwesten zu besteigen, da sich dort die Schwierigkeiten auf den I. Grad beschränken. Da ich mich jedoch zu stark auf den Weiterweg zur Schwellenspitze konzentriert habe, finde ich mich plötzlich in einer Scharte nordöstlich wieder. Bevor ich nun aber erst den Berg umrunde, entscheide ich mich eine Besteigung von hier aus zu unternehmen. Die Schwierigkeiten erreichen dabei den II. Grad. Allerdings umgehe ich im Gegensatz zu Boris Stephan den ersten Grataufschwung auf der Süd-, statt der Nordseite. Man muß dazu leicht geröllbedeckte Platten queren und erreicht ca. 50 Meter Luftlinie südwestlich der vorherigen Scharte eine weitere Einschartung, in der ein dicker Felsblock verklemmt ist (10 Minuten). Sicherheitshalber betrete ich diesen beim Hochklettern lieber nicht, er scheint jedoch im Gegensatz zum restlichen Gestein stabil festzuklemmen. Von dieser zweiten Einschartung geht es in weiteren 10 Minuten anregender Kletterei auf den Gipfel der Wasserfallkarspitze, die ich gegen 12.30 Uhr erreiche.
Übergang zur Schwellenspitze
Nach kurzer Gipfelrast geht es um 13 Uhr weiter. Ich überlegt kurz, ob ich den Elfer von hier aus noch besteigen soll, als ich jedoch die schuttrige Flanke hinunter und das "mickrige" Gipfelziel vor Augen habe, komme ich zu der Entscheidung, mich lieber auf den Weg zur Schwellenspitze zu machen. Da ich nur die wenigen Informationen aus dem AV-Führer habe, könnten dort vielleicht noch zeitraubende Umwege auf mich warten.
Den direkten Übergang über den Grat wage ich nicht so recht, er sieht mir zu abweisend aus. Im AV-Führer ist dieser zwar nur als IIer angegeben (R1554), interessanterweise entdeckte ich aber beim Schreiben des Berichts in diesem noch die Tour R1544 "Nordostgrat der Wasserfallkarspitze", in der der Übergang vom Punkt 2408 als IIIer beschrieben ist.
Von Punkt 2408 sieht der Grat allerdings auch nicht besonders einladend aus (siehe Foto rechts), aber das kann ja oft täuschen. An Hinweisen über eine Begehungsmöglichkeit wäre ich aber interessiert.
Nordostgrat der Wasserfallkarspitze
Nordostgrat der Wasserfallkarspitze. Aufnahme von P.2408.
Querung der Ostflanke
Querung der Wasserfallkarspitze-Ostflanke zu P.2408. Eingezeichnet ist der ungefähre Hinweg.
Ich steuere nun direkt den Südostrücken an, den man ungefähr ab 2450 Meter Höhe verlassen kann, um in die sehr steile und ungemein brüchige Ostflanke der Wasserfallkarspitze einzutauchen. Jeder, der es schafft die Flanke zu queren, ohne dabei Tonnen an Geröll ins Großkar zu schicken, hat meinen ehrlichen Respekt verdient.
Bei der Querung hält man sich möglichst nah an Felsabbrüchen der Wasserfallkarspitze. Dort verlaufen nach ca. 150 Meter Wegstrecke auch einige Bänder, die die Querung etwas vereinfachen. Beim Abstieg steige ich allerdings die Flanke weiter ab und erreiche den Rücken auf ca. 2330 Metern (GPS-Koordinaten 32 T 612505 5244381 UTM), was etwas unangenehmer zu gehen ist. Aber ich denke, es gibt hier keine wirklich gute, einfache Möglichkeit und man muß das Gelände so nehmen wie es kommt.
Nach insgesamt rund 300-350 Metern steuert man auf die extrem brüchige Rinne zu, die von Punkt 2408 direkt bis ins Großkar abfällt. Hier dürfte es nur wenige vernünftige Möglichkeiten geben, diese zu queren. Beim Abstieg verpasse ich meinen ursprünglichen Weg und quere ca. 10 Meter tiefer. Dort ist es so brüchig, daß ich beim leichten Berühren plötzlich einen ca. 20 cm großen Felsblock in der Hand halte, der sich sogleich in zwei Teile spaltet. Hier ist also wirklich große Vorsicht angebracht und keine Zeit für Experimente. Zum Queren steigt man möglichst weit auf, bis steile Wände den Weg versperren, und quert erst dann in die Rinne. Dabei steigt man tendenziell leicht auf. Nach der Rinne zieht ein grasiger Rücken gemächlich zum Punkt 2408 empor.
Querung der Ostflanke
Querung der Wasserfallkarspitze-Ostflanke zu P.2408. Bild von www.allgaeuergipfel.de.
Querung, Aufnahme vom Südostrücken
Blick vom Südostrücken in Richtung P.2408. Bild von www.allgaeuergipfel.de.
Querung, Aufnahme von P.2408
Blick von P.2408 in Richtung Südostrücken. Unten ist die Rinne sichtbar, die man noch weiter oberhalb queren muß.
Übersicht über die Kletterpassagen
Übersicht über die Kletterpassagen zwischen P.2408 und der Südwestflanke der Schwellenspitze. Ungefähr ist der zurückgelegte Weg dargestellt, war mir beim Einzeichnen aber nicht immer ganz sicher.
Hier kann man nochmal kurz durchschnaufen, bevor die Kletterei beginnt. Durch die karge Beschreibung des AV-Führers lasse ich mich nun verleiten, den Grat auf der Nordseite zu umgehen: "Hoch über den Abbrüchen ins Großkar, nach rechts hinüber zum Hauptkamm; auf seiner N-Seite die nach O steil abfallenden Köpfe umgehend, an einem Gratfenster vorbei, von dem eine Schlucht nach N hinabführt, und über den Grat weiter zum Gipfel."

Für die späte Jahreszeit ist die Nordseite kaum schneebedeckt, jedoch sollte man hier nicht leichtfertig absteigen. Von Punkt 2408 kann man relativ leicht knapp 40 Höhenmeter nach Norden absteigen. Anschließend quert man nun rechts haltend einige Platten, die bei mir teilweise vereist sind - ich würde die Querung durchaus als kritisch bezeichnen. Man umrundet die Grattürme soweit, bis man wohl auf die im AV-Führer erwähnte Schlucht stößt. Man steigt zu dem Gratfenster, ich würde es eher als Einschartung bezeichnen, auf.
Beim Rückweg möchte ich die Querung der Nordseite gerne vermeiden und klettere von der Einschartung direkt auf den Grat. Die Kletterei ist sehr ausgesetzt, aber überschreitet den II. Grad nicht, wenn man sich am äußersten Rand hält. Allerdings braucht man schon eine Portion Mut, möchte man beim Hinweg hier direkt abklettern - ein Fehler führt direkt nach Hinterhornbach. Wenigstens ist der Grat deutlich weniger brüchig als die vorangegangene Querung der Wasserfallkarspitze-Ostflanke.
Beschreibung für den Hinweg: Von Punkt 2408 muß man lediglich dem Grat folgen, bis der Gratabbruch erreicht wird und man die Einschartung erkennen kann. Dabei hält man sich möglichst weit links und vermeidet ein direktes Abklettern in die Scharte. Auch zeitlich spart man sich hier einiges: weniger als 10 Minuten im Vergleich zu guten 20 Minuten über die Nordseite.
Mini-Plateau mit der Latschenkiefer
Das Mini-Plateau mit der Latschenkiefer.
Auf dem Gipfel der Schwellenspitze
Auf dem Gipfel der Schwellenspitze
Von der Einschartung klettert man ca. 2 Meter auf ein fast waagrechtes Band, welches bequem den nächsten Gratturm nordseitig umgeht (Steinmann). Noch hat man es aber nicht ganz geschafft, in der nächsten Rinne steigt man erstmal wieder in Richtung Grat auf. Hier erreicht man ein kleines Plateau, auf dem neben einem Steinmann eine einsame Latschenkiefer die Stellung hält. Hier bin ich nicht mehr ganz sicher: Man folgt dem Grat zu seinem Abbruch, den man links umgeht und nach einer Querung rund 5 Meter sehr ausgesetzt, aber in verhältnismäßig festem Gestein abklettert (II). Danach erreicht man wiederum eine kleine Einschartung.

Jetzt kann man sich die Schweißperlen erstmal von der Stirn wischen, es folgt nur noch die brüchige Südwestflanke der Schwellenspitze, welcher man ohne größere Schwierigkeiten bis zum Gipfel folgt, den ich gegen 15 Uhr erreiche.
Kennt man den Weg nun erstmal halbwegs, ist der Rückweg eigentlich gar nicht mehr so schlimm. Für den Hinweg habe ich vom Südostrücken der Wasserfallkarspitze (2550 m) rund 1,5 Stunden gebraucht, für den Abstieg dagegen lediglich etwas mehr als eine Stunde bis auf 2450 m.
Trotzdem bin ich nach der erneuten Querung der Schotterflanke und dem Erreichen des Südostrückens froh, wieder "festen Boden" unter den Füßen zu haben. Der Abstieg verläuft dann gemütlich und so bin ich nach 10,5 Stunden gegen 18.45 Uhr wieder zurück in Klimm.
Blick vom Gipfel der Schwellenspitze zur Klimmspitze
Blick vom Gipfel der Schwellenspitze zur Klimmspitze. Im Hintergrund sind der Lech sowie die Zugspitze zu sehen.
Fazit
Dämmerung über dem Lechtal.
Dämmerung über dem Lechtal.
Die Tour ist wirklich nur für eingefleischte Fans der Hornbachkette interessant. Ich hätte gerne geschrieben, daß der Gipfel zu unrecht selten begangen wird, jedoch machen die unvergleichbar brüchige Querung und die, zumindest mit der mageren Beschreibung des AV-Führers, schwierige Orientierung die Schwellenspitze nicht unbedingt zu einer Genußtour für Jedermann. Meine Motivation beim Schreiben dieses Berichts war hauptsächlich, daß ich im Internet und auch in einschlägigen Foren keine Informationen zur Besteigung gefunden habe und diese Lücke schließen wollte.

Für eine Besteigung sollte man Erfahrung im brüchigen Gelände sowie, trotz der maximalen Schwierigkeit von II, klettertechnische Reserven für den III. Grad mitbringen. Die Mitnahme eines Helms ist für mich obligatorisch, insbesondere wegen der Brüchigkeit und des möglichen Steinschlags. Übrigens hatte ich auch den Fall, daß sich Steine gelöst haben, nachdem ich diese Passage bereits wenige Momente zuvor passiert hatte. Sprich: an diesem Berg bewegt sich so ziemlich alles.


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