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17.-19.09.1999 - Hindelanger Klettersteig

1.Tag

Freitag, 17. September 1999.

Wieder einmal sollte es nach Oberstdorf gehen. Nachdem ich gegen 10.30 Uhr angekommen war, machte ich mich zunächst auf den Weg zur Seilbahn, um zu schauen (nur rein informativ! ;-) ) was so ein kleiner Transport denn kosten würde.
Jedoch sollte einmal so ein bißchen hochfahren 35,- DM (!) kosten, was mir einerseits viel zu teuer erschien und andererseits natürlich sowieso nicht zu meiner Bergsteigerethik passte.. ;-)

Um nicht den langweiligen Aufstieg entlang der Seilbahn gehen zu müssen, entschied ich mich zunächst den Wanderweg auf das Geißalphorn zu gehen um anschließend den nichtmarkierten Grat zum Nebelhorn zu nehmen.
Bei diesem Aufstieg holte mich (nach zu langer Pause und unnötigem Telefonieren) ein erstaunlich fitter 78 jähriger Opa ein. Wir unterhielten uns ein bißchen und setzten den Weg gemeinsam fort, wobei er recht gut mit mir Schritt hielt und das obwohl er nur noch einen Lungenflügel hatte!
Weiterhin erzählte er mir interessante Geschichten aus seinem (Bergsteiger-) Leben und gab mir einige Tips. Leider verlor ich einiges an Zeit und so trennten wir uns erst gegen 14.00 Uhr am Geißalphorn um meinen Weg Richtung Gundkopf fortzusetzen. Leider schlug das Wetter langsam um (vorher war schönster Sonnenschein) und so beeilte ich mich ein wenig.


Blick auf das Rubihorn (links)
Der Grat zum Nebelhorn ist außer ein paar kleinen Kletterstellen ziemlich einfach und sehr empfehlenswert. Die Tour wäre auch noch schöner gewesen, wenn mich nicht ca. 30 Min vor dem Nebelhorn noch das herannahende Gewitter eingeholt und ich schleunigst den Grat "runterspringen" gemußt hätte.
Unten angekommen, befand sich das Gewitter genau über mir. Da ich mich jedoch auf einer offenen, ungeschützen Fläche befand, fiel mir nichts besseres ein als mich auf meine Isomatte zu kauern und das Gewitter abzuwarten.

Nachdem sich zumindest das Gewitter verzogen hatte, lief ich im weiterhin strömenden Regen den restlichen (kurzen) Weg zum Edmund-Probst Haus.
Eigentlich wollte ich jeden Abend biwakieren, da ich dieses Mal nicht soviel Lust auf das "AV-Hütten-Ambiente" hatte, allerdings zog ich bei diesem Wetter die Hütte eindeutig vor.




2.Tag

Samstag, 18. September 1999.


An diesem Tag soll es also endlich über den Hindelanger gehen. Nachdem es die ganze Nacht geregnet hatte zweifelten einige der anderen Wanderer ob es möglich ist den Weg zu gehen. Aber nix! Entweder jetzt oder nie... ;-)
Nein, bei schlechten Verhältnissen hätte ich mein Vorhaben natürlich auch abgebrochen, aber der Regen hatte aufgehört, die Wolken begannen sich zu lichten und es wehte ein leichter Wind, der den Fels ruckzuck wieder trocken blies. Nach meinen Ausführungen fassten die anderen auch Selbstvertrauen und wollten ihr Vorhaben dann umsetzen (ob sie es getan haben weiß ich nicht, da ich sie nicht wieder sah).

Blick vom Edmung-Probst Haus nach Oberstdorf (links im Hintergrund der Hohe Ifen)


Ein Teilstück des Hindelanger Klettersteigs
Nach rund 45 Minuten kam ich oben auf dem Nebelhorn (2224 m) an, wo der Hindelanger Klettersteig beginnt. Da nur Stellen im II. Schwierigkeitsgrad zu erwarten waren habe ich auf die Selbstsicherung verzichtet. Nur an den (rostigen) Leitern hätte ich mir eine Sicherung gewünscht, doch bringt das nicht viel, da man im zweifelsfall -an die Leiter angekettet- gen Abgrund fährt.
Kurze technische Info: es sind 110 m Leichtmetall-Leitern verbaut, wobei die längsten 15 und 14 m sind. Zusätzlich sind 800 m Stahlseil neben Eisenstiften und dem üblichen Kram verbaut.

Mit meiner Komplett-3-Jahres-Tour-Ausrüstung (um die 16 kg) war der Hindelanger dann zwar trotzdem nicht schwieriger, aber doch um einiges mühsamer. Dafür konnte ich mich dann gegen 14.00 Uhr gemütlich (es war inzwischen bestes Wetter!) auf meine Isomatte setzen, meinen Kocher auspacken und mir ein paar Fertig-Spaghetti kochen! Schade, daß gerade in dieser Zeit keiner vorbeikam.. die doofen Gesichter hätte ich gerne gesehen!

Ich fütterte noch eine Dohle und genoß die überwältigende Aussicht ins Allgäuer Unterland. Wieder eine kurze technische Info für alle Handybesitzer: die Aussicht ist zwar toll, hat aber den Nachteil, daß sich die Funkzellen der D-Netze auf ihren Kanälen überlappen, wodurch man dummerweise trotz vollem Empfang nicht telefonieren kann. Einzigste (teure) Abhilfe ist die Benutzung der österreichischen Netze.. (wobei man im Notfall natürlich sowieso nichts zahlt).


Nach dieser Stärkung ging es dann weiter über die nicht enden wollenden Gipfel, die man zu überschreiten hat. Langsam zogen die Wolken wieder aus dem Tal und nebelten den Grat ein. Ich hoffte, daß es kein Fehler war so zu trödeln und mich wieder ein Gewitter empfing. Ich hatte jedoch Glück und erreichte kurze Zeit später den Großen Daumen (2280 m).
Eigentlich hört hier der Hindelanger Klettersteig nicht auf, sondern geht weiter über den Kleinen Daumen zum Breitenberg und schließlich nach Hindelang. Ich machte mich jedoch auf Richtung Engeratsgund See, bei dem ich zunächst biwakieren wollte.
Als ich am See jedoch ankam, fing es wieder an zu regnen. Leider wußte ich nicht, daß die Hütte am Engeratsgund See offen und frei zugänglich ist (hat mir zumindest mittlerweile jemand erzählt) und so entschied ich mich zur Schwarzenberghütte zu gehen.

Blick vom Hindelanger Klettersteig zum Hochvogel

Als ich bei einer kleinen Almhütte (Gundles Hütte) angekommen war, hatte es jedoch wieder aufgehört zu regnen und da ich meinen Schlaf- & Biwaksack unbedingt testen wollte, entschied ich mich spontan hier mein Lager aufzuschlagen.
Während der Zubereitung eines weiteren Fertiggerichts setzte wieder der Regen ein und ich quetschte mich unter den schmalen Dachvorsprung der Hütte. Als es gegen 19.00 Uhr jedoch langsam dunkel und kalt wurde, hörte der Regen auf und ich konnte es mir "bequem" machen.
Leider war es alles andere als bequem: erst konnte ich nicht schlafen da es zu früh und außerdem zu warm war (durch den Plastikbiwaksack), später zu kalt (so superatmungsaktiv ist das Billig-Wäfo-Teil leider doch nicht) und ich lag im Kondenswasser, dann wachte ich ab und zu wegen leichten Sauerstoffmangels auf (es sammelt sich leider CO2 in so nem Biwaksack, wenn man liegt und ihn relativ stark geschlossen hat), dann donnerte es zweimal recht heftig in der Ferne (bei dem es dann glücklicherweise blieb), dann grunzte mehrmals irgendein Tier (Wildschwein?) in nicht allzuweiter Entfernung und ich sah mich schon als Tierfutter, usw. - ABER ICH WOLLTE ES JA NICHT ANDERS!

Naja, bei meinem nächsten geplanten Biwak werde ich jedenfalls lieber meinen (neuen) dicken TNF-Schlafsack nehmen, statt dieses Sommerschlafsacks, der gerade mal bis so +8 Grad geht. Weiterhin werde ich möglichst auf den Biwaksack verzichten bzw. nur bei richtig gutem (sprich trockenem) Wetter draußen schlafen.




3.Tag

Sonntag, 19. September 1999.

Ziemlich gerädert und gefrostet freute ich mich, als endlich der Morgen anbrach. Dieses geplante Biwak hatte ich mir doch etwas angenehmer vorgestellt - ich glaube ich arbeite noch ein wenig daran bis zum nächsten Mal! :-)

Aufgrund von leichtem Wassermangel verschob ich den heißen Cappucino auf später und machte mich recht flott auf den Weg. So gegen 8.30 Uhr lief ich beim Giebelhaus ein und dem ersten Bus erlebnishungriger Touristen entgegen! Welch Gegensatz! Doch zunächst rastete ich an einem Bach und kochte mir erstmal meinen verdienten Cappucino um mich von innen aufzuwärmen.

Schließlich ging es gemütlich die Fahrstraße nach Hindelang zurück. Mittlerweile kam die Sonne auch hinter den Bergen hervor und es wurde plötzlich ziemlich warm - dieser Temperaturgegensatz ist in den Bergen immer wieder erstaunlich.
Auf meinen Weg bergab begegnete ich Furchtbarem .. Busse voller Touristen; Mountainbiker, denen die Zunge aus dem Hals hing, und so weiter. Als ich den größten Teil des Weges hinter mir hatte begegnete ich einer ca. 60 jährigen Frau, die schon ziemlich am Ende war und doch tatsächlich fragte, ob es noch weit wäre! Dabei hatte sie den größten Teil noch vor sich - die arme tat mir dann doch ein wenig Leid...

Gegen 12.00 Uhr kam ich in Hindelang an und genehmigte mir in einem Wirtshaus ein Mittagessen (mit Sicherheit nichts mit Nudeln!). Anschließend fuhr ich mit dem nächsten Bus nach Sonthofen und schließlich wieder mit dem Zug zurück nach Hause.

Es war zwar mal wieder eine chaotische, aber doch sehr erlebnisreiche Tour...



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