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04.-07.06.1998 - Heilbronner Höhenweg (Allgäuer Alpen)

Dateien zum Downloaden:

Kompletter Bericht als PDF-Datei (880kb)
Heilbronner Höhenweg von unterhalb der Krottenkopfscharte aus gesehen (ohne Beschreibung) (98kb)
Heilbronner Höhenweg vom Gr. Krottenkopf aus gesehen (Aufnahme vom August 1994) (124kb)


1.Tag

Am Donnerstag, den 4. Juni 1998, habe ich mich mit einem Kameraden aus meiner Klettergruppe (Patrick S.) aufgemacht um den Heilbronner Höhenweg in den Allgäuer Alpen zu begehen.
Zur Anfahrt haben wir -umweltfreundlicherweise- die Bahn gewählt, was sich allerdings schnell als Fehler herausstellte, da sämtliche Züge durch das Unglück in Eschede 30-90 Minuten Verspätung hatten.
Als wir gegen 21 Uhr in Oberstdorf eintrafen und in Spielmannsau zwecks Abholung anriefen hieß es, daß wir eigentlich eine Stunde früher erwartet wurden und es nun zu spät sei. Dank dem freundlichen Wirt des Wirtshauses Spielmannsau wurden wir aber trotzdem noch extra von seinem Fahrer abgeholt, obwohl der sich bereits ins Bett gelegt hatte.

Die Unterkunft in Spielmannsau kann als ziemlich gut beschrieben werden - die Lager sind dort nämlich nicht AV-üblich ein Matratzenlager, sondern man hat tatsächlich ein eigenes Bett zur Verfügung.
Das Frühstück war ebenfalls ziemlich gut - da zu der Jahreszeit noch nichts los war, durften wir sogar an's Frühstücksbüffet, was eigentlich den "richtigen" Gästen vorbehalten ist.
Das ganze hat dann pro Person inkl. Abholung 39,- gekostet (wenn wir rechtzeitig gekommen wären, hätte es 7,- weniger gekostet).

2.Tag

Morgens gegen 8.00 Uhr, am 5. Juni, ging es schließlich aufwärts zur Kemptner Hütte (1844 m ü.M.).
Das ganze war noch recht bequem; lediglich 860 Höhenmeter und eine Strecke von rund 6 km waren zu bewältigen, weswegen wir schon gegen 11 Uhr auf der Hütte waren.
Dort richteten wir uns erstmal im Winterraum ein und ließen unnötige Ausrüstungsgegenstände zurück.

Ich zum 3. Mal auf dem Großen Krottenkopf!
Blick zurück zum Großen Krottenkopf - aber ich komme auch ein 4. Mal wieder!

Gegen 12 Uhr brachen wir schließlich in Richtung Krottenkopf auf um den Tag noch ein wenig zu nutzen. Auch wenn dies meine 3. Besteigung war, freute ich mich darauf mal wieder auf dem Großen Krottenkopf (2656 m ü.M.) stehen zu können (siehe Foto links).
Jetzt wurde es schon etwas stressiger - insgesamt 900 Hm hoch und wieder runter sowie zusätzliche 7,5 km waren für die komplette Strecke zu bewältigen.
Auch wenn wir einige durch Bäche ausgehöhlte Schneefelder umklettern mussten waren wir wieder gegen 17 Uhr an der Kemptner Hütte, da ein Gewitter drohte, was sich dann aber doch wieder verzog.

3.Tag

Am nächsten Morgen (6. Juni) sind wir bereits um 5.30 Uhr aufgestanden um unser Hauptziel - den Heilbronner Höhenweg- endlich anzugehen.
Unten habe ich in ein von unterhalb der Krottenkopfscharte aufgenommenes Bild - unsere ungefähre Wegstrecke eingezeichnet.
Rot kennzeichnet den Heilbronner Höhenweg, orange ist unser Ausflug über die Mädelegabel und hellblau ist das Teilstück vom Heilbronner Höhenweg, das wir wegen zuviel Schnees nicht gehen konnten (dazu später mehr).

Heilbronner Höhenweg von unterhalb der Krottenkopfscharte aus gesehen (mit Beschreibung)

Durch zahlreiche Vorbereitungen und die Tatsache, daß Patrick zunächst sein Handy auf der Hütte hatte liegen lassen (15 Min nach Verlassen der Hütte hat er es glücklicherweise bereits gemerkt) verzögerte sich der Abmarsch und es ging erst gegen 7 Uhr richtig los.
Businessman mit Handy - extra peinlich - vielleicht aber lebensrettend?

Ich - im Hintergrund Mädelegabel und Trettachspitze Schließlich aber kamen wir immer näher Richtung Mädelegabel und der Weg verwandelte sich in ein einziges Schneefeld, was uns aber bis zu diesem Zeitpunkt keinerlei Probleme bereitete (obwohl dies meine ersten Schneerfahrungen waren).
Problematischer war da schon der recht stürmische Wind, der uns an ausgesetzten Lagen bereits den ganzen morgen schier umgeblasen hat. Trotz der recht warmen Temperatur von rund 15 Grad (in 2500 m Höhe!) und Sonnenschein kühlt einen so ein Wind ohne Jacke recht schnell aus - doch dank eines gut gefüllten Rucksacks hatten wir ja alles nötige dabei.
Gegen mittag erreichten wir schließlich über den Normalweg die Mädelegabel (2644 m ü.M.), der durch den Schnee allerdings etwas mühsam war (im Sommer I. Schwierigkeitsgrad).
Da wir beide ja nicht so ganz normal sind und auch beide der Ansicht waren, daß es langweilig wäre, den gleichen Weg zurückzunehmen entschlossen wir uns über den Grat der Richtung Hochfrottspitze geht abzusteigen. Normal wäre dies auch nicht so ein Problem gewesen (II. Schwierigkeitsgrad), aber mit dem doch recht schweren Tourenrucksack und dem extrem brüchigen Gesteins wurde mir dann doch etwas mulmig.
Zunächst wollten wir ja noch die Hochfrottspitze machen, wegen des brüchigen Gestein stiegen wir aber Richtung Schwarzmilzferner ab.

Da passierte es: Patrick passte einen Moment nicht auf und hielt sich an einem nicht so festen Griff fest, der prompt darauf ausbrach.
Ich sah meinen Bergkameraden schon 150 Meter weiter unten auf dem Gletscher, aber Gott-sei-Dank fiel er lediglich 3-4 Meter um anschließend mit dem Bauch auf einem Felskopf hängenzubleiben...
Außer dem Schrecken (wobei ich mich wesentlich mehr erschreckt hatte!) und ein paar netten Schürfwunden an den Händen ist glücklicherweise nichts passiert!
Wäre ihm das ca. 200 Meter weiter oben an einer ausgesetzteren Stelle passiert, hätte ihm höchstwahrscheinlich nichts mehr geholfen.

Bockkar Kopf

Weiter ging es Richtung Bockkarkopf (2608 m ü.M.), über dessen langgezogenen Grat direkt drüber der Klettersteig verläuft.
Auf dem Gipfel haben wir einen Österreicher getroffen, der nur mit einer Bierflasche (!) bewaffnet eine Ein-Tagestour vom Lechtal aus über den Heilbronner Höhenweg machte - etwas komische Type.

Ist auch egal - weiter ging es Richtung Wilder Mann - ein nicht unbedingt besteigenswertes Gipfelchen.. der HH verläuft knapp unterhalb des Gipfels und man kann sich die rund 30 Höhenmeter auch sparen und den "Gipfel" auslassen.
Wir folgten weiter dem Grat und nachdem wir ca. 20 Min. nach dem Wilden Mann ein ca. 40 Grad steiles und 20 Meter hohes Schneefeld heruntergeeiert waren um den Weg wieder zu erreichen (der Weg war unterhalb des Schneefeldes und danach gleich der Abgrund - das war recht heftig), verlief sich der Weg irgendwo im Schnee und es schien kein weiterkommen mehr.
Konische Fluggeräte oder so ähnlich - Beweis für die Landung außerirdischer in den Bergen..

Allerdings waren in dem Schneefeld, welches den Grat Richtung Rappenseehütte hinunterlief, Trittspuren zu sehen.. so entschlossen wir uns das ca. 40-45 Grad steile Schneefeld hinunterzugehen.
Nach einer kurzen Weile ging das Schneefeld jedoch leider in Fels (II.-III. Schwierigkeitsgrad) über und wir mussten einen Teil abklettern. Das Gestein war zwar wieder recht brüchig, jedoch hatten wir mehr Sorgen, daß das Gelände schwieriger werden könnte und wir eventuell wieder aufsteigen müßten.
Mit viel Glück jedoch haben wir eine der wenigen Stellen dort erwischt, wo man gefahrlos in flacheres Gelände kommen konnte; und nach einer weiteren Pause haben wir nach einer weiteren Stunde - erschöpft aber glücklich - die Rappenseehütte (2091 m ü.M.) erreicht..

Die reine Laufstrecke betrug ca. 8,5 km und knapp 1000 HM Auf- und 700 HM Abstieg an diesem Tag.

Schon sind wir Rappenalpental - Blick auf den Mindelheimer Klettersteig

4.Tag

Am nächsten morgen, dem 7.Juni, ist Patrick dann noch frühmorgens auf einen der Gipfel (Hochgund Spitze) in der Nähe der Rappenseehütte gekraxelt und ich bin erst gegen 11 Uhr aufgestanden, da mein Gesicht etwas stark von der Sonne malträtiert war und ich absolut keine Lust mehr hatte.
So kurz nach mittag sind wir dann Richtung Tal (Aufnahme von dort auf den Mindelheimer Klettersteig - siehe links) aufgebrochen..

Am letzten Tag schruppten wir dann nochmal 9,5 km und ca. 1100 Höhenmeter runter..

So sind wir an diesem verlängertem Wochenende um die 32 km gelaufen und haben ca. 2750 Höhenmeter im Auf- und Abstieg bewältigt..


Fazit:

Obwohl für den Juni eigentlich recht wenig Schnee lag ist es doch empfehlenswert den Heilbronner Höhenweg bei besseren Bedingungen zu machen.. da im Sommer aber meist ziemlicher Andrang herrscht (uns sind gerademal 6 Leute begegnet) ist es wohl am besten den HH nach Schliessen der Hütten zu machen (sofern es die Verhältnisse natürlich noch erlauben)..
Wie dem auch sei.. es lohnt sich allemal den HH zu begehen.. im Sommer würde ich allerdings auf unbekanntere Wege ausweichen - die haben auch ihren Reiz...


Weitere Seiten mit Berichten zum Heilbronner Höhenweg:

Heilbronner Höhenweg EXTREM von GipfelStuermer.de (August 2002)
Sehr ausführlicher und guter Bericht von Thomas Mitterer (August 2000)
Bilder vom Heilbronner von einer Tour im August 1999




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